„Pädagogik ist wichtiger als Technik“… oder nicht? [LHW Academy]

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Dass solide pädagogische Konzepte zunächst wichtiger sind als mit iPads auf Schulen zu werfen, erscheint nicht nur sinnvoll, sondern avancierte bald zur Binsenweisheit in der Lehrerbildung und wird immer wieder angeführt, wenn ein EdTech-Projekt (aus verschiedensten Gründen) nicht gelingen mag.

Axel Krommer, Pädagoge, ausgebildeter Philisoph und Blogger zum Thema „Bildung unter den Bedingungen der Digitalität„, zeigt in seinem Beitrag „Warum der Grundsatz „Pädagogik vor Technik“ bestenfalls trivial ist“ neue Lesarten dieser didaktischen Ur-Binsenweisheit auf. Dass ein sinnvolles Konzept vor der eingesetzten Methode und Medium entstehen muss, sei spätestens seit dem Berliner Modell gesetzt und ist demnach bestenfalls trivial.

Wer den Mehrwert digitaler Medien einfordert, muss den Mehrwert traditioneller Lernmedien ebenfalls prüfen

Doch aus zweierlei Gründen kann der Grundsatz „Didaktik > Technik“ einfach nur falsch sein. Einerseits ist es nicht unüblich, dass unter „Didaktik“ oder „Pädagogik“ oft automatisch traditionelle Medienwahl mitverstanden wird. D.h. „nicht-technisch“ (und damit gleichzeitig als „Pädagogik first“ verstanden) impliziert dann die Nutzung von traditionellen Unterrichtsmedien wie Zettel und Stift, die Tafel, das Buch. Dass alle Schüllerinnen und Schüler ein gedrucktes und bunt illustriertes Buch vor sich haben (und der Input nicht nur vom Lehrer kommt) und tagtäglich seitenweise Papier vollschreiben (und nicht etwa kleine Tafeln), ist unterrichtshistorisch ein vergleichsweise neues Phänomen. D.h. auch Zettel und Stift sind Medien, die für manche Lernziele gut und für wiederum andere Lernziele schlecht geeignet sind. Nur muss man den Einsatz von Schulbüchern und Stiften nur sehr selten didaktisch rechtfertigen, obwohl sie streng genommen auch einst als „neues Medium“ Einzug in den Unterricht fanden. Die Dichotomie „neue Medien vs. traditionelle Medien“ ist also nicht zielführend, v.a. wenn sich nur digitale Medien der Mehrwertfrage stellen müssen.

Digitale Medien ermöglichen neue Lernziele

Andererseits impliziert der Grundsatz „Didaktik vor Technik“, dass zunächst Lernziele formuliert werden, um im nächsten Schritt über die Methode und die Unterrichtsmedien nachzudenken. Dies wiederum verkennt den Einfluss des Medienkontexts auf die möglichen Lernziele. Wenn man die real existierenden Medien bei der Zieldefinition nicht berücksichtigt bzw. wenn man traditionelle Lernziele übernimmt, verwundert es nicht, dass man diese mit digitalen Medien nicht oder nicht „besser“ erreicht. Neue Medien ermöglichen auch neue Lernziele. Multimodale, interaktive Inhalte in der Fremdsprache zu erstellen ist als erwünschte Fertigkeit nunmal erst möglich, wenn man bei der Definition des Lernziels die Existenz digitaler Medien mitdenkt.

LHW Fazit: „Didaktik vor Technik, aber…“

Ganz im Sinne Schopenhauers dürfen die Ziele jeglicher Lernaktivitäten nicht der Perfektion der Mittel (d.h. dem Medieneinsatz) zum Opfer fallen. Sinnvolle Lernziele müssen definiert sein, bevor man sich um die bestmögliche Erreichung dieser Ziele durch Methoden und Medien kümmert. Aber: Bei der Definition der Lernziele muss der reale Medienkontext der Schülerinnen und Schüler mitgedacht werden. Wenn wir uns fragen „Was müssen Schülerinnen und Schüler nach der Ausbildung können?“, dann rücken digitale Aspekte der auszubildenen Kompetenzen automatisch in den Blick. Denn um zu verstehen, wie Algorithmen den Informationsfluss im Internet steuern und damit unsere Demokratien und unseren Wissenbegriff verändern, reicht eben nicht die Tafel und der Overhead-Projektor.

 

Posted on 25. April 2018 in Education, LHW Kommentar, Technik & Lernen

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Franz Steinberger mag gute Inhalte - und wenn diese auf eine tolle technische Umsetzung treffen, ist er glücklich. Er wirkt bei Lernhandwerk als Konzepter, Didaktiker und Content-Entwickler.
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