Mit rund 5 Milliarden Euro soll im Rahmen eines Digitalpaktes unser schulisches Bildungssystem digitalisiert werden. Bei ca. 40.000 Schulen in Deutschland beläuft sich das Digitalisierungsbudget auf rund 125.000 Euro pro Schule (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Eine stattliche Summe – zumal Computer, Smartphones, Tablets und Co. immer kostengünstiger werden: für nur wenige Hundert Euro haben die einschlägigen Computer-Hersteller Google Chromebooks oder Geräte mit Microsoft Windows 10 S im Angebot, die vielleicht keine Leistungswunder vollbringen, aber für Textverarbeitung, Internetrecherche und Kommunikation (= die primären Education Usecases) völlig ausreichend sind. Mit anderen Worten: Es war nie günstiger digitale Technik in die Bildungsinstitutionen zu bringen. Eigentlich.
Digitale Transformation ist kein Ziel, sondern ein Prozess
Leider hält sich der Mythos von der digitalen Transformation als abschließbares Projekt hartnäckig. In der sehr lesenswerten Kolumne von T3N „Warum der Begriff der „Digitalen Transformation“ falsch ist“ wird verdeutlicht, dass es sich vielmehr um einen kontinuierlich fortschreitenden Veränderungsprozess geht – denn mit der Integration von bestimmten Technologien macht die technische (und in der Folge oft: gesellschaftliche) Entwicklung nicht halt, sie schreitet stets fort. Daher ist es mit einer einmaligen Umstellung (und Investition) nicht getan. V.a. aber müssen die Menschen, die mit der Technik umgehen sollen, im Fokus stehen. Ein mahnendes Negativbeispiel ist hier beispielsweise die iPad-Offensive in Los Angeles, wo 1,3 Milliarden Euro investiert wurden, um jedem/r Schüler/in und dem gesamten Lehrpersonal iPads zur Verfügung zu stellen. Leider wurde weder den Schüler_innen noch den Lehrer_innen gesagt, was sie denn nun mit den schicken Tablets anfangen sollen. Mangels Konzept und personeller Infrastruktur verpuffte die riesige Investition im Nichts.
Funktionsstellen an Schulen reichen nicht aus
Wird in deutschen Schulen IT-Technik zum Unterrichtseinsatz beschafft, liegt es meist an den Lehrkräften mit sogenannten „Funktionsstellen“ diese Technik im Unterricht zu integrieren und für deren Wartung und Funktion zu sorgen. Für diese „Funktionstätigkeiten“ werden Lehrkräften einige wenige Stunden ihres Unterrichtsdebutats erlassen, damit sie beispielsweise 4 Stunden weniger Englisch unterrichten pro Woche und sich in dieser Zeit um die Schul-IT kümmern. Wer schon einmal ein halbwegs komplexes Computerproblem lösen musste, weiß, wie unrealistisch es ist, in 4 Stunden pro Woche die Schul-IT zu leiten:
„In den allermeisten Fällen übernimmt die Funktionsstelle Systembetreuung eine Lehrkraft aus den Bereichen Mathe/Physik/Informatik. Diese Lehrkräfte werden aber dringend im Unterricht gebraucht, weil es zu wenige von ihnen gibt. Im schlechtesten Fall leidet die Unterrichtsqualität darunter, dass digitale Infrastruktur bei der Digitalisierung im Klassenzimmer kaum mitgedacht wird“.
(Quelle: Süddeutsche Zeitung)
Es bleibt demnach zu hoffen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der o.g. 5 Milliarden Euro auch nachhaltig in schulinternes wie -externes Personal investiert wird, damit die ganzen Tablets und Computer nicht zu teuren Briefbeschwerern avancieren.