iPads haben das digitale Lernen der letzten Jahre maßgeblich verändert. Vielleicht blieb an mancher Stelle eine echte Revolution aus, da – wie so oft bei der Einführung neuer Technologien – leider zu schnell die technischen Möglichkeiten des neuen Werkzeugs zum Ausgangspunkt didaktischer Überlegungen werden – und nicht umgekehrt. So spielt es dann nur eine untergeordnete Rolle, ob der Lehrer oder die Lehrerin einen Film im Unterricht nun über das iPad an die Wand wirft oder eben „traditionell“ über einen Computer; in beiden Fällen fungiert die Technik als Medium für frontalen Input. Genau genommen ermöglichte das bereits der berüchtigte „Video-Wagen“, ein Fernsehgerät samt VHS-(später DVD-)Player auf einem Rollwagen.
iPads als Werkzeuge für Lernerzentrierung und -differenzierung
Doch natürlich bieten iPads auch methodische und didaktische Mehrwerte. Von den ganz praktischen Vorteilen wie Portabilität, lange Akkulaufzeit und schnelle Bereitschaft abgesehen, ermöglichen iPads ganz neue Lernarrangements: Lernerzentrierte, output-orientierte Unterrichtsaktivitäten wie die Erstellung von Multimedia-Erzählungen (Videos/Diashows über iMovie) benötigen nicht einmal einen ganzen Klassensatz. Mit einem iPad pro Schülergruppe (3-4 Personen) lassen sich sogar kollaborative Formen umsetzen. Neue Unterrichtsformen wie das Flipped Classroom Modell (Instruktionsphase zuhause über Videos/Online-Plattform – Üben gemeinsam im Klassenzimmer) werden durch iPad Apps wie EduCreations für jede/n Lehrer/in leicht umsetzbar.
Apple erleichtert die Nutzerverwaltung von Schul-iPads: Weniger Technik – mehr Didaktik
Doch bisher bedurfte es einiger IT-Anstrengungen, um unter Umständen ganze Klassensätze von iPads zu verwalten und mit den benötigten Lernapps zu versorgen. Hintergrund: Jedes iPad ist zunächst darauf ausgelegt von einer einzigen Person benutzt zu werden und ist an einen Account (sog. Apple-ID) gebunden. Das erschwert offensichtlich die Nutzung eines Gerätes durch mehrere Schüler erheblich. Somit musste man bisher unter Umständen dutzende oder hunderte einzigartige Accounts anlegen und verwalten, damit auf den Schüler-Geräten die gewünschten Apps installiert werden können. Alternativ kann man die Account-Informationen für ein Gerät unter mehreren Schülern teilen, was wiederum in Sachen Datenschutz bedenklich ist.
Apple reagierte nun, wie The Verge berichtet, und erleichtert ab sofort die Nutzung von iPads in institutionellen Kontexten erheblich: Auf Anfrage durch die Schullleitung können ab sofort (exklusiv im Schulkontext) iPads ohne Account, d.h. ohne Apple-ID, betrieben werden. Dennoch bleibe eine Möglichkeit um App-Downloads durch die Schüler zu unterbinden, falls nötig. Dies sollte an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen den IT-Arbeitsaufwand beim iPad-Einsatz deutlich verringern – und damit hoffentlich weiterhin Berührungsängste mit dem Medium abbauen, das – wenn didaktisch sinnvoll eingesetzt – lernerzentrierten Unterricht immens bereichern kann.
(FS)